Diesen Sommer machte sich bei mir etwas Langeweile breit und so ging die Suche nach einem neuen potentiellen Gefährt los. Weil die Sonne kräftig schien, sollte es ein Cabrio werden. Mein E63 645Ci und vorallem der 650i haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen, so daß ein E64 6er Cabrio auf der Wunschliste stand. Das Angebot ist üppig. Zwischen 12.000 und 25.000 EUR gibt es eine große Auswahl. Die Autos stehen über Monate zum Verkauf, die Händler sind entsprechend genervt. Die Probefahrt in einem 645Ci Cabrio in meiner Nähe mit sehr wenig Laufleistung verlief erfreulich, lediglich beim Einlenkverhalten war das deutlich erhöhte Fahrzeuggewicht gegenüber derm Coupe zu spüren. Die Beschleunigung im unteren Drehzahlbereich ist ebenfalls ein wenig zurückhaltend. Weil das 6er Cabrio ja knapp 2 Tonnen wiegt, suchte ich also nach der soundmäßig zurückhaltenderen aber drehmomentstärkeren 4.8er Motorisierung (650i). Zwischendurch fuhr ich den E93 325i meines Bruders und war über viele Dinge positiv überrascht. Das Fahrverhalten ging trotz der 1,9t ziemlich in Ordnung, am Einlenkverhalten und generell am Fahrwerk gab es wenig zu meckern. Am 6er Cabrio störte mich noch eine Kleinigkeit, die sicherlich nur eine persönliche Macke von mir ist und für die Allgemeinheit nicht weiter relevant, aber ich möchte sie trotzdem erwähnen. Der Zentralbass unter den Vordersitzen sorgt im 6er Coupe für ein fantastisches Bassfundament, auf das das 6er Cabrio aus konstruktiven Gründen leider verzichten muss. Zwar sind auch hier zentrale Bässe in den hinteren Seitenteilen verbaut, aber die klingen halt etwas anders. Es fehlt der Tiefgang. Siehe nun da, im E93 hat BMW den Zentralbass wieder unter die Sitze konstruiert. Der Sound des Logic 7 Systems geht im E93 schon voll in Ordnung. Der Motorsound bzw. das was aus dem extra nachgerüsteten Reuter-Motorsport 4 Rohr Auspuff kommt, war aber nicht so nach meinem Geschmack. Da ist man halt V8 verseucht. Aber es gibt Abhilfe. BMW hatte Ende der 2000er Jahre einen 340iC im Programm, den M3 E93. Quasi das Auto was wir uns mühevoll aus einem E30 und einem M60 Motor zusammenbauen, gab es zwischen 2008 und 2013 einfach so für knapp 80TEUR beim Händler zu kaufen. Natürlich alles viel ausgereifter und bis unter die Hütte mit Hightech ausgestattet. Die Recherche ergab, dass es solche E93 M3 derzeit ab 23.000 zu erwerben gibt. In den unteren Preisregionen sind es hauptsächlich US Fahrzeuge mit reparierten Unfallschäden, rotem Leder und Handschaltgetriebe. Um 2015 herum war es ein lukratives Business solche Autos von amerikanischen Versicherungen zu kaufen und zu importieren. Zwischenzeitlich geht die Zeit der E92/E93 Importe mangels geeigneter Fahrzeuge und des Preisverfalls in Europa langsam zu Ende. Ich habe mich ebenfalls für ein US Modell entschieden. Jemand muss sich ja um die dort auf den Lagerflächen gestrandeten M Fahrzeuge kümmern. Zum Schlachten und wegschmeissen sind sie manchmal einfach zu schade. Wer mal sehen möchte was da so rumsteht, kann sich hier einen kleinen Überblick verschaffen: COPARTS Angebote M3 (2008-2013) Mein Exemplar hatte einen Unfallschaden vorn rechts, nachdem der Wagen von der Fahrbahn abkam und gegen die Leitplanke gefahren ist. Die Airbags sind noch geschlossen, auf den ersten Blick am Rahmen noch alles in Ordnung. Die Fahrzeug- und Servicehistorie kann man sich bei CARFAX ansehen, also genaugenommen für 39 EUR kaufen. Kaufgrund für dieses Fahrzeug war die Kombination aus gutem Preis, akzeptabler Außenfarbe, Doppelkupplungsgetriebe und quasi Vollausstattung inkl. dem Individual Soundsystem. Daß es mit BJ 2012 eines der letzten LCI Modelle wurde, mit LED Leuchten und verstärkten Pleuellagern, ist ein positiver Nebeneffekt. Für den Erwerb vorort und den Transport nach Deutschland gibt es zahlreiche spezialisierte Firmen. Hier mal beispielhaft einer genannt: Berlin Motors Die Reparatur des Unfalls stellt dank zahlreicher billiger Schlachter aus England kein großes Problem dar. Wer zum Beispiel gerade einen Motorspender für den E30 Umbau sucht, ist in UK genau richtig. Abzüglich der sehr gefragten Schlachtteile mit M3 Logo gibts den Motor fast umsonst: Aber zurück zum US Import. Wenn der Wagen nach gefühlten 2 Monaten dann endlich in Deutschland angekommen ist, muss er noch korrekt in die EU eingeführt werden. Dazu führt der Importeur 10% Zollgebühren und 19% Mehrwertsteuer ab. Wichtig ist, daß neben dem US Fahrzeugbrief (US Title) eben diese Bescheinigung vom Zoll vorliegt, die belegt daß die Gebühren bei der Einfuhr in die EU entrichtet wurden. Nun kann das Auto repariert und für den deutschen Straßenverkehr umgerüstet werden. Die ganze Front ist verschraubt, bis auf ein paar Kratzer am Längsträger ließ sich der Unfall an meinem Fahrzeug spurlos reparieren. Die vorderen Scheinwerfer sollten lieber nicht einem Engländer entnommen werden, gibt nachher Ärger beim TÜV. Die Rücklichter besaßen zu meiner Überraschung keine Nebelschlußleuchten. Hier eine Liste der bei mir nötigen Umrüstungen:
Der Prüfer möchte als Arbeitsgrundlage ein Datenblatt vom Hersteller mit allen für den Fahrzeugbrief relevanten Daten haben. Dieses wird auf Fahrgestellnummer aufgestellt und kostet beim BMW Händler zwischen 300 und 500 EUR. Da ein Kollege vor einigen Jahren ebenfalls einen E93 M3 aus USA importierte, hatten wir dieses Datenblatt schon in der Schublade. Bei konkretem Bedarf kann ich es gerne als PDF per Email versenden. Es beschreibt die M3 E93 LCI Modelle also mit Bauzeit 2010-2013.
Laut CARFAX war der Wagen bis zuletzt regelmäßig in den USA beim BMW Service. Da es aber bei US Fahrzeugen kein Scheckheft gibt, erledige ich einige Dinge vorsorglich.
Ich werde den Wagen jetzt erstmal anmelden, was leider mit etwas Wartezeit verbinden ist. In den nächsten Teilen dann mehr zum Fahreindruck, Pleuellagerschalen, KW Gewindefedern, Soundtest uvm. tino@e30.de |