Christian:
325i 2.7 Rallye |
Hallo, E30 Freunde!
Ich werde hier das Tuning
an meinem BMW 325ix beschreiben. Dies sollte für versierte Schrauber
interessant, und für Neulinge ein Leitfaden sein. Desweiteren finden
auch angehende Motorsportler ein paar Hinweise wie sie Ihr erstes Projekt
angehen könnten.
Ich ging, trotz vieler Beschreibungen
von 2,7 Liter Umbauten, einen völlig neuen Weg beim Motortuning. Weiterhin
möchte ich Euch meine Erfahrungen bezüglich Fahrwerk und Bremsen,
sowie diverse Änderungen welche sich auf die Performance auswirken,
mitteilen. Jetzt, zwei Jahre danach, habe ich durch die ersten motorsportlichen
Erfolge die Bestätigung dieser Arbeiten bekommen. Ich fahre zur Zeit
in der T-Mobile Rallye Challenge (Österr.), und kann auf einige Gruppensiege
verweisen.
Eine kurze Geschichte
wie es dazu kam:
Schon immer war ich auf
der Strasse etwas schneller unterwegs als erlaubt. Aber am schönsten
war es immer im Winter, nächtens auf verschneiten Bergstrassen, so
richtig die Sau rauszulassen. Irgendwann fasste ich allen Mut und nahm
mit meinen damaligen Winterauto, ein Audi Coupe Quattro mit 136 PS, an
einer Eis u. Schnee Rallye teil. Die Platzierung war ganz o.k., und das
Ergebniss war dass ich ab da vom �Motorsportvirus� befallen war. Schnell
stellte sich heraus dass ich ein stärkeres Auto wollte. Billig, robust
und Zuverlässig sollte er sein. Der 325ix schien mir zuerst nur gut
weil er so günstig zu erwerben war. Schnell erkannte ich all seine
anderen Vorteile wie:
- zuverlässiger
Saugmotor (hatte Angst vor Problemen mit Turbo�s)
- sportlich-guter
Allrad mit sehr viel Traktion, sehr robust
- massive Karosserie,
stabiler als andere E30
- robustes Fahrwerk,
relativ gute Bremsen
- günstige Ersatzteile,
weil fast alles von anderen E30 passt
Das grösste Manko war
natürlich sein Leistungsgewicht. 170 PS bei 1300 kg ergibt 7,6 kg
pro PS, und dass verhindert nun mal jegliche spritzigkeit. Auch wenn man
allen unnötigen Ballast ausbaut, mit den erforderlichen Sicherheitseinrichtungen
kam man dennoch wieder auf 1300 kg.
Also musste am Motor gemacht
werden, was gemacht werden kann. Im Internet (www.e30.de) fand ich diverse
Umbauanleitungen, auch die zum 2,7 Liter Motor. Zunächst wurde ein
Schlachtauto besorgt, der orig. Motor ausgebaut und in die Ecke gestellt
(Reserve). Der Schlachtmotor wurde getunt und in das Rallyfahrzeug eingebaut.
Es folgt nun eine Beschreibung aller Modifikationen welche ich in Eigenregie
durchgeführt habe.
Der Motor:
Basis war ein 86er Kat.-Motor
von einem 325ix Schlachtauto. Der Hubraum kann mittels Eta oder Diesel
Kurbelwelle auf 2,7 Liter gebracht werden. Ich entschied mich für
die geschmiedete diesel KW. Mit so einer KW kommen dann die Kolben um 3mm
zu weit nach oben. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten dieses Problem
zu lösen. Entweder man verbaut kürzere Pleuel, 130mm statt 135mm
(vom 320, 323, od. Eta), oder man distanziert den Zylinderkopf mittels
Platte. Bei der Lösung mit den kürzeren Pleuel muss zusätzlich
vom Block etwas abgeschliffen werden und die Kolben müssen Freistellungen
für die jetzt weiter geneigten Pleuel bekommen.
Ich entschied mich für
die �Plattenlösung� aus zwei Gründen. Erstens machen längere
Pleuel weniger Seitendruck auf die Kolben und zweitens konnte die bereits
200tkm gelaufenen Pleuel/Kolben Kombinationen zusammen bleiben.
Natürlich war das Entwickeln
der Distanzplatte eine Herausforderung. Leider konnte ich niemanden finder
der Erfahrungen mit so etwas hatte. Es gab welche, die in Oldtimern Kupferdichtungen
verbauten, aber davon wurde mir abgeraten. Angeblich hatte die Firma Hartge
mal Stahlplatten auf den Block geklebt. Dies konnte ich aber nicht verifizieren.
Ich entschied mich, eine
Aluplatte mit 3mm Stärke auf den Kopf zu kleben. Ein Loctite-Vertreter
empfahl mir den Loctite 620 zu nehmen. Nach dem kleben habe ich den Kopf
planen lassen, so dass sich die Plattendicke auf 2,5mm reduzierte. Dies
erhöht die original Verdichtung von 8,8:1 auf 9,5:1 was dann ein Fahren
mit 98 Oktan Benzin erfordert.
Die Konstruktion der Platte
war nicht sehr schwer. Ich machte, nach dem Vorbild einer Zylinderkopfdichtung,
eine Zeichnung (im PC, AutoCAD) welche dann von einem CNC-Fräser realisiert
wurde.
Es folgt eine Zusammenfassung
der gemachten Arbeiten.
Motorblock:
Der Motor wurde komplett
zerlegt.
Schwungrad bis auf Zahnraddicke
abgedreht.
Die Zylinder wurden gehohnt.
Die geschmiedete Kurbelwelle
vom Diesel eingebaut.
Hauptlager, Pleuellager
und Kolbenringe kamen neu.
Ventiltaschen in Kolben
um 1,5mm vertieft.
Kopfbearbeitung:
3mm Aluplatte mit Loctite
620 auf Kopf geklebt.
Danach Kopf um 0,5mm planen
(Plattendicke jetzt 2,5mm)
Ventilsitze konisch aufgebohrt.
Kanäle erweitert und
poliert
Schrick Nockenwelle (284/272)
und stärkere Ventilfedern eingebaut (Ventilschaftdichtungen neu).
Positions-Bolzen des Nockenwellenrades
um 0,4mm versetzt. (Drehteil)
Weitere Tuning-Massnahmen:
Krümmerdichtungen (Saug
und Abgas) an Kopf angepasst. (sind alle zu eng)
Ansaug-Krümmer an Dichtung
angepasst.
Ansaug-Krümmer erweitert
und poliert.
Fächerkrümmer
(Sebring) eingebaut und Katalysator umgebaut. (ein Rohr ist jetzt ungefiltert)
Endtopf ausgeräumt.
Alpha-N Steuerung selbst
gebaut.
Einstellbarer Benzindruckregler
verbaut.
Visco-Lüfter durch
Elektro-Lüfter ersetzt. (blasend)
Lichtmaschiene ist über
Schalter von Innen ausschaltbar.
Nach all diesen Massnahmen
kann ich Heute sagen dass der Motor absolut zuverlässig läuft,
und staubtrocken ist. Der Motor zieht gut ab 3500, steigert sich bis 5500
und dreht dann bis zum Begrenzer gleichässig hoch. Ich denke jedoch
dass das Potential noch nicht ausgeschöpft ist. Das Drehmoment müsste
sich oberhalb von 6000 U/min weiter steigern, erst dann steigt die Leistung
extrem. Denn Leistung ist das Produkt Drehzahl und Drehmoment. Die Gründe,
warum das nicht so ist, kann ich nur mutmassen. Vielleicht schafft die
Zündung die Drehzahlen nicht, oder es ist der Saugrohrweg zu lange,
oder die Ventilsteuerzeiten stimmen nicht. Wie auch immer, ich bleibe am
Ball.
Ich verwende 5W40 Öl,
welches nach jedem zweiten Rennen getauscht wird, weil es billiger als
Racing-Öl ist und nicht so viel Leistung frisst wie andere W60 Öle.
Die Elektrik:
Natürlich muss auch
die Elektronik �getuned� werden. Ideal wäre es eine Alpha-N Steuerung
auf den Prüfstand an dem Motor anzupassen. Da solche Steuerungen und
Allradprüfstandarbeiten teuer sind habe ich etwas Ähnliches selbst
gebaut.
Ich habe den Luftmengenmesser
entfernt und einen Computer zum LMM-Wert-vortäuschen eingebaut. D.h.
ein Computer berechnet aus Drehzahl und Drosselklappenstellung einen Wert,
dieser wird in eine Analogspannung umgewandelt und an der Motronic anstelle
des Luftmengenmessers angeschlossen. Im Prinzip ist dies auch eine Alpha-N
Steuerung.
Um den zusätzlichen
Treibstoff für die Mehrleistung einzuspritzen habe ich einen einstellbaren
Benzindruckregler verbaut. Weiters habe ich im Armaturenbrett einen Regler
montiert mit dem ich den vom Computer berechneten Wert um +/-20% verstellen
kann. Dies dient dem Feinjustieren wärend des Renneinsatzes.
Es geht jetzt nur noch ein
80mm dicker Schlauch von der Drosselklappe direkt zum Sportluftfilter.
Dieser sitzt links vorne dort wo das ABS-Gerät war. Ich habe dieses
Eck so verbaut dass dort eine Art �Airbox� entsteht. Die Motronic ist mit
einem Chip bestückt welcher 7300 U/min zulässt. Ich habe den
Motronic Chip nur nach dem Drehzahlbegrenzerwert ausgewählt, unterschiede
verschiedener Chip-Daten konnte ich höchstens minimal feststellen.
Eine Schaltlampe für die richtige Schaltdrehzahl habe ich am Armaturenbrett
montiert.
Das Fahrwerk:
Der ix hat die gleichen
Hinterachskomponenten wie andere E30. Daher gibt es viele Variationsmöglichkeiten.
Für den Rennbetrieb
habe ich Gruppe-G Rennfedern von H&R mit 120kp (vielleicht wären
160kp besser) und 4cm tieferlegung eingebaut. Um die notwendige Bodenfreiheit
zu erlangen habe ich das BMW-Schlechtwegepaket vebaut. Die Dämpfer
sind von H&R modifizierte Bilstein-Sport.
Die Vorderachse unterscheidet
sich wegen des Allrades grundsätzlich von anderen E30. Das Federbein
ist kürzer und steht �aufrechter�. Genauso wie hinten, habe ich auch
hier H&R Gruppe-G Rennfedern mit 4cm tieferlegung, jedoch mit 160kp,
verbaut. Um mehr Bodenfreiheit zu bekommen habe ich Alu-Ringe zwischen
den oberen Federtellern und der Karosserie beigelegt. Damit kann ich in
2cm Schritten, duch Scheibentausch, die Höhe einstellen. Die Dämpfer
sind wieder von H&R modifizierte Bilstein-Sport Dämpfer, welche
um 4cm gekürzt und w e s e n t l i c h härter gemacht
wurden.
Natürlich habe ich an
der Vorderachse eine Domstrebe verbaut. Dies ist eine Eigenanfertigung
mit zwei Rohren knapp vor und hinter der Drosselklappe vorbei. Nach ein
paar Rallye�s war es aber schwierig diese, nach dem Abbauen, wieder zu
montieren. Die Karosserie hatte sich wohl doch etwas entspannt.
Auf der Hinterachse verzichtete
ich auf eine Domstrebe. Die oberen Dämpferlager (-HA) können
angeblich auf M3 Lager getauscht werden, bei mir haben aber die original
Lager gehalten. Man muss nur darauf achten dass der Federnwegbegrenzer
an der Schwinge arbeitet und nicht vorher der Dämpfer ansteht. Sonst
drückt es die Gummilager nach oben raus. Dadurch habe ich bei der
Castrol-Rallye einen Platz verloren.
Die Stabilisatoren sind derzeit
noch serie. Der Wagen schaukelt dadurch etwas, und das Untersteuern
ist auch noch zu stark. Ich werde noch versuchen durch dickeren HA-Stabi
das Heck etwas �instabiler� zu machen.
Das gesamte Fahrwerk ist
ein Kompromiss und kein wirkliches Rennfahrwerk. Sicherlich sollte das
Fahrzeug bei Regen wesentlich weicher abgestimmt werden als am Trockenen.
Dies kann hiermit nicht gemacht werden aber es ist halt eine günstige
Lösung. Sehr wichtig ist die Zuverlässigkeit, auch auf extremen
Untergründen wie Ackerwege und Forststrassen darf es nicht schlapp
machen.
Die Bremsen:
Natürlich kann man
nie Alles probieren, aber nach einigen Versuchen mit diversem Material
kann ich sagen:
BMW-Original ist nicht schlecht.
Ich fahre jetzt mit TAR-OX Scheiben (wärmebehandelt ist wichtig) und
mit original BMW-Klötze. Mit Ferodo DS2000 hatte ich richtig schlechte
Erfahrungen. An der Hinterachse ist alles serie und wenn die Handbremse
gut eingestellt ist, blockiert sie auch.
An der Vorderachse habe ich
auch mit Spritzwasserkühlung gute Erfahrungen gemacht. Ich montierte
die zweite Wasserpumpe die der original Waschwasserbehälter vorgesehen
hat und habe zwei Leitungen zu den Federbeinen verlegt. Dort montierte
Ich ein Stück Bremsleitung so dass sich der Wasserstrahl richtung
Bremsscheiben-Innenseite (dort wo die Luft angesaugt wird, nicht auf die
Reibfläche) richtete.
Die Karosserie:
Veränderungen an der
Karosserie sind im Rallyesport verboten. Dennoch habe ich einiges Modifiziert
und da ich nur in einer kleinen Klasse starte hat sich wohl auch keiner
darüber beklagt.
Ich hab natürlich alles
gemacht um Gewicht zu sparen. Leider hab ich einen gut ausgestatteten 4-Türer
als Basis gewählt. Der ist 40 kg schwerer als ein schlecht ausgestatteter
2-Türer.
Gewichtersparnisse:
Innenraum bis auf das Armaturenbrett
komplett leergeräumt.
Teer-Antidröhnmatten
rausgearbeitet.
Schiebedach entfernt.
Die Batterie vom Kofferraum
in den Motorraum verlegt. (Kabel wiegt 3kg ! )
Reseveradmulde rausgeschnitten
und mit Aluplatte abgedeckt.
Luftmengenmesser ausgebaut.
Natürlich müssen
für den Motorsport viele Sicherheitsrelevante Teile eingebaut werden.
Gewichtzunahmen:
Überrollvorrichtung
(Käfig) eingebaut (35kg)
Homologierte Rennsitze eingebaut.
(müssen alle 5 Jahre erneuert werden)
Homologierte Gurte eingebaut.
(müssen alle 5 Jahre erneuert werden)
Feuerlöschanlage und
Handfeuerlöscher eingebaut.
Domstrebe eingebaut.
Dickes Eisen-Rohr unter
Kühler zwischen Längsträger eingeschweisst.
4mm Aluminium Rutschplatte
von Frontblech bis hinter Ölwanne eingebaut.
Halterung für 4x 100W
Zusatzscheinwerfer auf Motorhauben-Innenseite geschweisst.
Wagenheber Aufnahmen eingeschweisst.
Gewichtsneutral:
Ölkühler direkt
unter Wasserkühler montiert. (wird vom el. Lüfter mitgekühlt
und ist besser geschützt)
Visco-Lüfter durch
Elektro-Lüfter ersetzt.
Spoiler, Kotflügelverbreiterungen
oder Ähnliches sind nur erlaubt wenn das Homologiert ist.
Das Reglement:
Ich kann nur über das
Reglement bei Rallye�s in Österreich berichten. In Deutschland gibt
es zumindest bei der Gruppe-H gravierende Unterschiede.
Die stärkste Gruppe,
sind die Gruppe-A Fahrzeuge. Das sind Autos aus einer Serienproduktion,
welche nach einem sehr freizügigen Reglement modifiziert werden dürfen.
Im prinzip können diese Fahrzeuge fast genau so wie die World-Rallye-Cars
aufgebaut werden.
Die seriennahe Gruppe-N Autos
sind die gleichen Autos wie die in der Gruppe-A, jedoch dürfen diese
nur sehr wenig vom original Zustand abweichen.
Die Gruppe-H (Österr./Rallye)
Autos sind die gleichen wie Gruppe-A oder N, jedoch mit abgelaufener Homologation.
Das heisst, ein H-Auto muss
so aufgebaut sein, dass es seinem früherem A- oder N- Reglement entspricht.
Die Deutschen Gruppe-H Autos
sind viel freizügiger aufgebaut, eher wie Kit-Cars.
Andere Sportarten, wie Rallyecross
oder Bergrennen, haben auch andere vorschriften. Man muss sich sehr genau
erkundigen bevor losgelegt wird.
Sonstiges:
Natürlich ist so ein
Motorsport-Gerät nie wirklich f e r t i g . Wenn man genug Zeit
und Geld hat, kann man immer wieder mögliche Verbesserungen ausprobieren.
Ideen gibt es genug, aber irgendwann muss man sich fragen ob es dass noch
Wert ist.
Da gäbe es noch die
Möglichkeit die Servopumpe durch eine Elektrische zu ersetzen. Genauso
die Wasserpumpe. Wenn dann auf einer Sonderprüfung die Lichtmaschiene
abgeschaltet wird, sollte dies einiges an Leistung bringen.
Weiters könnte man
einen Drehzahlbegrenzer mit der Alpha-N steuerung machen, dann hab ich
den Begrenzer besser im Griff. Auch diverse Anzeigen wie W-Temp, Öl-Temp,
Lambda-Wert könnte man abspeichern und nach Rallyes analysieren. Eine
hydraulische Handbremse wäre vorteilhaft. Ganz zu schweigen von einem
echten Rennfahrwerk. Bei den Reifen kann man sowiso nie genug am Lager
haben (Trocken, Regen, Inermed., Schotter, Schnee, Eis,....)
Apropo Geld, die Nenngelder
belaufen sich auf 300 � 750 Euro pro Rallye. Hinzu kommen noch viel Urlaub
für Training und Vorbereitung. Also eigentlich sollte ich mich jetzt
auf die suche nach einem potentem Sponsor machen........
Viel Spass beim Schrauben,
Christian Hofecker
info.15@aon.at
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