Luftmengenmesser
nachjustieren |
Nach dem Einbau eines Nachrüstkatalysators
kann es oft Überraschungen geben. So besteht auch ein perfekt eingestellter
Motor die AU nicht weil das Gemisch im erhöhten Drehzahlbereich einfach
noch zu fett ist. Doch warum? Der Fehler steckt wie immer im Detail. Die
Nachrüstanlagen sind auf einen neuwertigen Motor abgestimmt und funktionieren
auch nur mit einem solchen einwandfrei. Das heisst, daß man nicht
nur für neue Zündkerzen und einen sauberen Luftfilter sorgen
muß, auch sämtliche Geber und Fühler am Motor müssen
einwandfreie Werte liefern. Und dazu gehört auch der Luftmengenmesser.
Abb. 1: LMM (Leerlauf CO Schraube oben links erkennbar)
Während es nun nicht
so schlimm ist sich ggf. einige Zündkerzen oder Unterdruckschläuche
beim BMW-Händler kaufen zu müssen, sollte man sich einen Stuhl
mitbringen wenn man nach dem Preis für einen neuen LMM fragt. 460
Euro sind z.B. für ein Exemplar passend zum 6er-Coupé fällig.
Das sind 460 Gründe den LMM etwas genauer unter die Lupe zu nehmen,
um verstehen zu können warum ein 15 Jahre altes Exemplar zwar noch
einen einwandfreien Motorlauf gewährleistet, aber nicht mehr gut genug
für einen Katalysator sein soll.
Abb.2: Innenansicht LMM
Die wesentlichste Komponente
im LMM ist die sogenannte Stauklappe. An ihr ist eine Spiralfeder befestigt
die dafür sorgt, daß die Klappe im Ruhezustand verschlossen
ist. Die dem Motor zugeführte Luft wird durch den LMM geleitet. Der
dabei entstehende Druck reicht aus, um die Stauklappe entsprechend dem
Luftdurchsatz mehr oder weniger weit zu öffnen. Die Stellung der Stauklappe
entspricht also der dem Motor zugeführten Luftmenge. Die Klappenstellung
wird mit einem Potentiometer erfasst und dann der Motorelektronik zugeführt
die wiederum aus diesem Wert die benötigte Kraftstoffmenge errechnet.
Klingt simpel und sicher. Doch leider haben alle Federn auf dieser Welt
einen kleinen Nachteil: Sie ermüden mit den Jahren ein wenig. Und
das hat beim LMM zur Folge, daß mit den Jahren die gleiche Menge
Luft die Stauklappe ein klein wenig mehr öffnen kann. Das Potentiometer
meldet in diesem Fall also irrtümlich eine zu große Luftmenge
an das Steuergerät und dieses spritzt etwas mehr Kraftstoff ein. Das
Gemisch wird langsam aber sicher zu fett. Das ganze ist ein schleichender
Vorgang und fällt im normalen Betrieb kaum auf, da die zulässigen
Gemischtoleranzen bei Fahrzeugen ohne Kat sehr groß sind. Doch nicht
bei Fahrzeugen mit Katalysator. Die Toleranzen sind so eng ausgelegt, daß
die Steuerung das zu fette Gemisch nicht mehr ausregeln kann.
Hat man nun das Problem erkannt,
so kann man sich daran machen eine Lösung zu finden ohne gleich einen
neuen LMM kaufen zu müssen. Da auch in Serie gefertigte Federn immer
einer gewissen Toleranz unterliegen muß es im LMM eine Möglichkeit
geben damit der Hersteller im Werk eine Kalibration durchführen kann.
Diese Möglichkeit wollen auch wir nutzen um einen angegrauten LMM
zu besseren Werten zu verhelfen.
Doch zunächst ein
wichtiger Hinweis:
Der Luftmengenmesser ist
ein sensibles und mit empfindlicher Elektronik bestücktes Gerät,
für das es keine Reparatur- Wartungs- oder Einstellmöglichkeiten
gibt. Ein Eingriff in das Innere des Gerätes wie er in diesem Text
beschrieben wird, ist von BMW nicht vorgesehen. Daher ist der LMM auch
versiegelt. Bei nicht ordnungsgemäßer Funktion ist das Gerät
auszutauschen. Ein Eingriff jeglicher Art geschieht auf eigene Verantwortung.
Der Autor hat diesen Text nach bestem Wissen verfasst und den gesamten
Einstellvorgang auch schon an mehreren Wagen vorgenommen. Trotzdem kann
keine Verantwortung für Fehler im Text oder das Funktionsprinzip übernommen
werden. Für eventuell durch die beschriebenen Manipulationen auftretende
Fehler oder Defekte am Wagen lehnt der Autor jegliche Haftung strikt ab.
Voraussetzung / Werkzeugbedarf:
Abb. 3: geeignetes Meßgerät
Die nachfolgend beschriebene
Einstellmethode funktioniert in der beschriebenen Form nur an einem Wagen
mit sereinmäßigem oder nachgerüstetem und geregeltem 3-Wege-Katalysator.
Für den eigentlichen Einstellvorgang wird ein analoges Meßgerät
mit einem Meßbereich von 0 bis 1 Volt DC benötigt. Das Meßgerät
muß einen FET-Eingang besitzen, da die zu messende Spannung kaum
belastet werden kann. Hervorragend geeignet ist z.B. das hier abgebildete
Gerät des Typs HC-5050E. (Siehe Abb. 3) Weiterhin werden diverse Schraubendreher,
ein Messer sowie ein wasserfester Stift gebraucht. Zum abschließenden
Wiederabdichten des Luftmengenmessers kann z.B. Silikon verwendet werden.
Schritt 1: Die Vorbereitung
Alle beschriebenen Einstellvorgänge
sind bei betriebswarmem Motor durchzuführen. Es wird davon ausgegangen,
daß sowohl die Leerlaufdrehzahl als auch die unterdruckgesteuerte
Verstellung des Zündverteilers einwandfrei eingestellt und leichtgängig
sind. Auch sollten alle Unterdruckschläuche im Motorraum dicht und
der Luftfilter darf nicht verstopft sein. Funktionsuntüchtige Zündkerzen
beeinträchtigen das Ergebnis genauso wie ein defekter Drosselklappenschalter
oder gar unsorgfältiges Arbeiten. Selbstverständlich setzt diese
Anleitung sowohl einen funktionstüchtigen Katalysator wie auch einen
heilen Luftmengenmesser voraus. Der Eingriff in den LMM sollte also nicht
aus Neugierde oder Langeweile durchgeführt werden, sondern erst nachdem
alle anderen Komponenten des Motors überprüft wurden. Das Einstellen
des LMM bringt sonst überhaupt nichts.
Zunächst öffnet
man mit einem Schraubendreher und einem Messer den Deckel des Luftmengenmessers.
Dabei sollte man vorsichtig hantieren, um sowohl den Deckel als auch die
Innereien des Luftmengenmessers nicht zu beschädigen.
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Abb. 4:
Das analoge Meßgerät
wird am besten direkt beim Motorsteuergerät zwischen Masse und dem
Steuersignal der Lambdasonde angeschlossen. |
Abb. 5:
Meßspitze am Lambdasondenkabel |
Abb. 6:
Zusatzsteuergerät von
GAT |
Schritt 2: Einstellung
des Leerlauf-CO-Gehalts
Bei betriebswarmem Motor
und einer korrekt eingestellten Leerlaufdrehzahl sollte das analoge Messgerät
einen langsam schwankenden Wert im Bereich von 0,2V bis 0,7V anzeigen.
Ein Beispiel ist in Abb. 3 zu sehen. In diesem Falle wäre der Leerlauf-CO-Gehalt
gut eingestellt. Schwankt die Nadel des Meßgerätes nach einem
kurzen antippen des Gaspedals nur wenige Male hin und her und bleibt dann
in einer Richtung hängen, so ist die Leerlauf-CO-Schraube am Luftmengenmesser
nachzustellen. Dies ist die Imbußschraube, die sich in Fahrtrichtung
gesehen, oben links am Luftmengenmesser befindet. (Siehe Abb. 1) Man kann
die Schraube auch bei einem verschlossenen Luftmengenmesser einstellen.
Klemmt der Zeiger in Richtung 1V, so ist das Gemisch zu Fett und die Leerlauf-CO-Schraube
ist herauszudrehen (entgegen dem Uhrzeigersinn). Zeigt das Meßgerät
einen konstanten Wert in Richtung Null Volt an, so ist die Schraube im
Uhrzeigersinn in den Luftmengenmesser hineinzudrehen.
Schritt 3: Einstellung
des CO-Gehalts bei ca. 3000 U/min.
Bei dieser erhöhten
Motordrehzahl und einem gut eingestellten Luftmengenmesser sollte der Zeiger
des analogen Meßgerätes aufgrund der höheren Luftströmung
im Auspuff wesentlich schneller zwischen ca. 0,2 und 0,7V schwanken. Tut
er dies nicht und der Meßwert zeigt nach ein paar Sekunden einen
konstanten Maximal- oder Minimalwert an, so sollte man die Federspannung
der Stauklappe im Luftmengenmesser korrigieren. Die Abb. 2 zeigt die Lage
der Einstellvorrichtung im Luftmengenmesser:
Je nach Wagentyp und -alter
kann die Innenansicht etwas differieren, aber das große schwarze
Einstellritzel mit dem äußeren Zahnkranz dürfte in allen
Fällen identisch sein. Das Zahnrad ist an einem Punkt mit einer Schraube
oder einer Feder fixiert. In Abb.2 ist dieser Punkt mit einer �1� markiert.
Diese Stelle markiert man sich am Zahnrad, um im Problemfall die ursprüngliche
Position wiederfinden zu können. Bei der Korrektur gilt in etwa das
gleiche wie bei der Leerlaufdrehzahl: Zeigt das Meßgerät einen
konstanten und zu hohen Wert an, so ist das Zahnrad im Gegenuhrzeigersinn
um 1 Zacken zu verstellen, bei einem zu niedrigen Wert ist das Zahnrad
im Uhrzeigersinn um einen Zacken zu verstellen. Dazu löst man die
Fixierschraube bzw. -Feder. Hierbei muß man große Sorgfallt
walten lassen, da das Zahnrad durch die große, oben liegende Spiralfeder
vorgespannt ist. Nach Verstellung des Zahnrades überprüft man
erneut den Meßwert, wobei man allerdings kurzzeitig die Drehzahl
etwas verändern sollte, damit eine verhakte Regelung wieder einsetzen
kann. Die Prozedur ist ggfs. mehrfach zu wiederholen und im Erfolgsfall
sollte der dann schwankende Anzeigewert auch nach einen Zeitraum von ca.
1 min nirgends haken bleiben.
Da die Werte des CO-Gehaltes
im Leerlauf und bei 3000 U/min voneinander abhängen, sind die Schritte
2 und 3 eventuell mehrfach nacheinander durchzuführen. Die Motorelektronik
reagiert ziemlich sensibel auf eine Verstellung des Zahnrades, daher sollte
man nie mehr wie einen Zacken pro Durchgang verstellen. Trotzdem kann es
je nach Alter und Motorleistung des Wagens vorkommen, das z.B. um 10 Zacken
korrigiert werden muß. Meist reicht aber schon eine Verstellung von
1 bis 2 Zacken.
Holger Lübben |