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Passiver Surround-Decoder

Wer sich das Funktionsprinzip eines Dolby-Surrounddecoder genauer anschaut, erkennt, daß die Hecklautsprecher ein modifiziertes Differenzsignal wiedergeben. Auch uncodiertes Musikmaterial hört sich auf den ersten Ton garnicht schlecht über eine Dolby-Surround-Anlage an. Bei längerem Hören und vor allem bei schlechten Satellitenlautsprechern nerven die ständigen Pump-Effekte und vordergründigen Effekte von hinten. Im Sinn einer höchstwertigen Musikwiedergabe wäre eine dezente Rauminformation von hinten wünschenswerter. 

Nach einigem Experimentieren im Heimbereich mit Dolby-Surround, passiven Surround-Decodern und verschiedenen Satellitenlautsprechern, stand für eine bestmögliche Musikwiedergabe eine sehr elegante Lösung fest, die auch bei Filmen zufriedenstellend arbeitet. Der Vorteil gegenüber Dolby-Surround liegt aber ganz klar in einer natürlicheren Musikwiedergabe.

Wie Ihr der Überschrift entnehmen könnt, ist der passive Surround-Decoder die favourisierte Lösung. Die käuflichen Geräte fallen aber aus, da sie in Anbetracht der Einfachheit der Decodierung mit teilweise überflüssigen und klangschädigenden Bauteilen bestückt sind und auch nicht besonders billig sind. Auch im Hörtest hatten die zwei getesteten Geräte, gegenüber der deutlich bauteilärmeren Selbstbauvariante keine Chance.

So ähnlich wie im ersten Bild habt Ihr sicherlich das Frontsystem angeschlossen. Der linke Lautsprecher bekommt das linke Stereosignal under rechte das rechte, ganz einfach. Doch was sollte man vorteilhafterweise den Hecksystemen anbieten? Ganz normal Stereo stört nur das Frontstaging, Mono ist auch Quatsch, aber Surround, das ist wohl die beste Lösung.

Im zweiten Bild sind zwei Lautsprecher an eine Endstufe im Surroundmodus angeschlossen. Das Prinzip ist ganz einfach: zwischen den Anschlüssen Links plus und Rechts plus liegt das Differenzsignal an. Anders als bei Dolby-Surround sind die beiden Hecklautsprecher aber gegenphasig angesteuert, was eine diffusere Abstrahlung bedeutet. Eine falsche Polarität der Hecklautsprecher ist klanglich kaum zu erkennen, es muß also gewissenhaft verkabelt werden.

Wer keine eigene Endstufe für die Hecksysteme übrig hat, kann diese auch, wie im dritten Bild gezeigt, zusätzlich an die Endstufe für die Frontsystem anklemmen. Dabei leidet zwar das Kanalübersprechen ein wenig, aber hörbar ist diese Verschlechterung nach eigenen Versuchen kaum. Dann kann es allerdings sein, daß die Hecksysteme nicht laut genug werden. Mit einer extra Endstufe sind in diesem Punkt genug Reserven. 

In der grauen Kiste dargestellt ist eine Pegelregelung und ein Hochpass, bestehend aus einem Reihenkondensator. Damit läßt sich der Pegel der Surroundkanäle je nach Geschmack variieren und die Hecksysteme sind von allzuviel Bass befreit. Geschickterweise benutzt man dazu den hoffentlich schon längst arbeitslosen BMW-Fader im Armaturenbrett. Die Kapazität des Reihenkondesator je nach Impedanz der Hecklautsprecher zwischen 50 und 100 uF liegen. Zum Experimentieren mit dem Surroundsound, oder bei einzeln regelbaren Endstufen mit aktivem Hochpass, kann auf den passiven Decoder (graue Kiste) gänzlich verzichtet werden. 

Die Qualität der Endstufe für den Surround ist im Prinzip unkritisch. Es muß nicht mal eine mit eingebautem Netzteil sein. Eine kleine platzsparende Zweikanal-Endstufe mit mindestens 12 W pro Kanal genügt für den Anfang. Naja Rauschen und stören sollte sie nicht, damit fallen Billigst-NoName-Verstärker aus. Einfach mal auf dem Trödelmarkt nach einer älteren Blaupunkt, Pioneer, oder Alpine ausschauhalten. Vielleicht sehnt sich auch der BMW Soundsystem Verstärker wieder nach Arbeit. 

Es gibt allerdings Endstufen bei denen zwecks einfacherer Brückung ein Kanal dauerhaft invertiert ist. Dann funktioniert das gezeigte Verfahren nicht, die Hecksystem würden bei abgebildeter Beschaltung das gebrückte sehr laute Monosignal bekommen.

Nun kommen wir zu den empfehlenswerten Lautsprechern für hinten. Der einzige Anspruch dem sie genügen müssen, ist eine dem Frontsystem vergleichbare ausgewogene Wiedergabe. Preiswerte 10/13/16cm Zweiwegesystem kann man durch neue Weichen zu dieser Tugend überreden. Besonders bassstark und pegelfest müssen sie nicht sein, sodaß auch ein Originalsystem gute Dienste leisten kann.

Jetzt noch ein paar Worte zu dem akustischem Erlebnis des passiven Surroundsounds. Sogenannte audiophile Aufnahmen verblüffen plötzlich mit einer vorher kaum vorhandener räumlichen Tiefe, vorallem auch nach vorn. Von hinten ist bei zurückhaltener Einpegelung nur dezenter Hall, oder an bestimmten Stellen erwünschte Effektgeräusche zu hören. Aber wir lassen es da lieber mit Techno richtig fetzen. Zeitgemäße Musik z.B. Pop, HipHop, House und Techno klingt schlicht gesagt spektakulär. Bei einigen Technotracks fliegen die Sounds durch den Raum, einzelne Geräusche und Echos kommen gezielt von hinten. Gute Live-Aufnahmen machen einfach nur Spaß. Der  Surroundsound sorgt für einen kleinen aber sehr angenehmen Kick, sozusagen das Tüpfelchen auf dem i.

Viel Spaß beim Ausprobieren.

Tino

Ergänzungen von Heinz-Gunter Bach

Hallo Tino, 

ich habe diese passive Surround-Schaltung bei meinem E30 320i eingebaut (alternativ schaltbar zur klassischen 4xStereo-Schaltung vorn und hinten). Der Klang ist damit vorne gut aufgelöst, ohne ständig alles auch von hinten zu hören; also schon eine recht optimale Lösung für die Passagiere auf den vorderen Sitzen.

Nun das Neue !
die angegebene Schaltung leidet trotz aller Verbesserungen noch darunter, daß die hinteren Lautsprecher nur mittlere und hohe Frequenzen wiedergeben. Die hinteren LS sind aber wegen der Heckeinbaulage gut auch für Bäße geeignet, die ansonsten im 3er von vorn eher nur durchschnittlich gebracht werden (habe da schon die Serien-LS durch Infinity-LSs mit HTs in den Spiegeldreiecken ausgetauscht und 2*50W Booster-Amps mit Equalizer nach dem Radio nachgesetzt).

Der Knackpunkt meiner Ergänzung zum beschriebenen Surround-System besteht darin, die hinteren LS durch einen zusätzlichen Subwoofer-Mode zu ergänzen (So mancher baut da weitere LS und Endstufen ein).

Das geht bei Benutzung der von Dir beschriebenen Anlage ganz einfach:

Ich habe mir zwei Tiefpaß-Ferritdrosseln zu 6,8mH (0,56 Ohm) beschafft (WAB in Berlin). Diese werden zwischen die jeweiligen negativen Verstärkerausgänge und die minus-Anschlüsse der hinteren LS geschaltet. 

Damit wird erreicht, daß die Bäße (ohnehin nicht zu orten) im normalen Stereo-Mode phasenrichtig zusätzlich von hinten kraftvoll kommen (alles unter ca. 100Hz); die höheren Frequenzen kommen durch den Kondensator ab ca. 150...200 Hz dann wie gehabt im Surround-Mode dazu. Der Klang gewinnt mächtig an Baßfundament und die Stereo-Bühne bleibt vorn, wie für diese Surroundschaltung gewünscht.
 
Grüße
 
Heinz-Gunter Bach

bach@hhi.de