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Testbericht: Kelleners K3     (ams 19/1983)

Dreier mit 3,5 Liter-Motor und 218 PS

Ein in der Motorsport bekannter Name vervollständigt seit kurzem die Gilde der professionellen BMW-Tuner. Helmut Kelleners, dreifacher Tourenwagen-Europameister auf BMW-Automobilen und Mitinhaber des Autohauses Böhm und Kelleners in Dinslaken, präsentierte jetzt sein Erstlingswerk: den BMW Kelleners K3.

Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein 323i, unter dessen Haube ein Triebwerk mit 218 PS (160 kW) für Vortrieb sorgt. Freilich hat der aktive Rennfahrer die stolze Mehrleistung von 79 PS nicht mit den klassischen Methoden des Frisierens erreicht, sondern er hat auf das variantenreiche Baukastensystem zurückgegriffen, das von BMW selbst noch nicht vollständig genutzt wird. In Dinslaken verpflanzt man nämlich den 3,5 Liter-Sechszylindermotor des 735i in die kompakte Limousine.

"Viel Hubraum bringt viel Drehmoment, und da wir den Motor im übrigen unverändert lassen, bleibt auch die ausgezeichnete Leistungscharakteristik des Triebwerks erhalten", begründet Helmut Kelleners die Installation des großen BMW Motors in den kleinen Dreier. Der Effekt dieser Nachrüstung ist denn in der Tat beeindruckend. Der 3,5 Liter-Motor verhilft dem kleinen Dreier zu imposanten Fahrleistungen.

Aus dem Stand beschleuningt der 1223 Kilogramm schwere K3 in 6,8 Sekunden auf 100 km/h, nach nur 27,2 Sekunden standen bereits 200 km/h an. Sehr beachtlich ist auch die Höchstgeschwindigkeit: Das Kelleners-Auto lief mit 234 km/h immerhin 32 km/h schneller als der serienmässige 323i. Die relativ lange Gesamtübersetzung und die hervorragende Laufkultur des Motors ermöglichen auch bei Geschwindigkeit jenseits von 200 km/h eine  nervenschonendes Fahren.

Im übrigen hat der Reihensechszylinder durch den Einbau in die kleine Karosserie nichts von seiner kultivierten Kraftentfaltung verloren. So nimmt beispielsweise das mit der serienmässigen Bosch Motronic bestückte Sechszylinder-Aggregat schon bei etwa 1000 U/min ruckfrei Gas an, reagiert im gesamten Drehzahlbereich spontan und kräftig auf Gaspedalbewegungen und bleibt bis zu dem vom Drehzahlbegrenzer festgesetztem Limit (6300 /min) frei von Vibrationen.

Erfreuliches läßt sich auch über den Kraftstoffverbrauch berichten. Der potente Dreier genehmigte sich im Verlauf der Testfahrten durchschnittlich 13 Liter Superbenzin, was in Anbetracht der gebotenen Fahrleistungen einen günstigen Wert darstellt. Ein normaler 323i verbraucht nur unwesentlich weniger 12,7 L/100 km.
Verantwortlich für diesen günstigen Wert sind auch das aus dem 528i stammende Fünfganggetriebe mit Schongangcharakteristik sowie die mit einer Übersetzung von 3,45:1 relativ lang gewählte Achsübersetzung. Trotz dieser drehzahlschonenden Auslegung animiert das 3,5 Liter-Aggregat bei normaler Fahrweise schon früh zum Hochschalten, so daß man häufihg bereits bei 60 km/h im fünften Gang dahinrollt. Selbst bei dieser Geschwindigkeit reagiert der BMW auf das Niedertreten des Gaspedals mit spontanem Tempozuwachs.

Auf der Autobahn erübrigt sich in der Regel ein Wechsel der Fahrstufen des exakt zu schaltenden Getriebes,  denn mit dem fünften Gang ist man meist gut genug bedient. So gesehen erkauft sich der K3 Fahrer das Tuning nicht mit lästigen Nebeneffekten wie unbefriedigende Laufkultur oder eingeschränkter Alltagstauglichkeit.

Das die Freude am Schnellsein auch bei Kelleners nicht ganz ohne Nachteile erworben wird, dafür sorgt das Fahrwerk. Größere Fahrbahnunebenheiten stehen kürzeren 


Federwegen gegenüber, was Insassen in Form trockener Stöße mitgeteilt wird. "Unsere Kunden wünschen ein hartes Fahrwerk" weiß Kelleners zu berichten. "Im übrigen richten wir uns in diesem Punkt ganz nach den individuellen Bedürfnissen der Käufer."

Beim Testwagen hatte der Rennprofi Sachs-Gasdruckstoßdämpfer und progressive Schrauben federn installiert, die Karosserie um vier Zentimeter tiefergelegt und sieben Zoll breite BBS-Felgen mit 205/50 VR15 Reifen montiert. Derart gerüstet meistert der K3 Kurven mt sehr hohen Geschwindigkeiten, ohne spürbar vom Kurs abzuweichen und besticht mit gutem Handling. Bei weiter verschärftem Tempo stellt sich zunächst maßvolles Untersteuern ein, im Grenzbereich setzt dann in BMW-typischer Manier Übersteuern ein.

Dank geänderter Vorderachsgeometrie läuft der K3 gut geradeaus, und auch die Lenkkräfte liegen auf einem erträglichen Niveau, obwohl auf den Einbau einer Servolenkung verzichtet wurde. Allerdings vermittelte die Zahnstangenlenkung nicht den gewünschten Fahrbahnkontakt.
 
Technische Daten und Meßwerte 

Motor
Wassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor vorn längs, siebenfach gelagerte Kurbelwelle, oebliegende Nockenwelle (Kettenantrieb), Ventile über Kipphebel betätigt, elektronische geregeltes Einspritz- und Zündsystem (Bosch Motronic),
Leistung 160 kW (218 PS) bei 5200/min,
Hubraum 3430 ccm, Bohrung x Hub 92.0 x 86.0 mm, Verdichtungsverhältnis 10,0:1, maximales Drehmoment 310 Nm bei 4000 /min.

Kraftübertragung
Hinterachsantrieb, vollsynchronisiertes Fünfganggetriebe, Einscheiben-Trockenkupplung

Übersetzungen
I.3,72
II.2,02
II. 1,32
IV. 1,00
V. 0,81
R 3,70
Achsantrieb 3,45:1

Karosserie und Fahrwerk
Fünfsitzige Limousine mit zwei Türen, selbsttragende Karroserie, Vorn Einzelradaufhängung an Querlenkern, Federbeinen, hinten Einzelradaufhängung an Schräglenkern, Schraubenfedern, vorn und hinten Stabilisatoren und Gasdruckdämpfer, hydraulische Zweikreisbremse mit Servounterstützung, vorn und hinten Scheibenbremsen (votn innenbelüftet), Zahnstangenlenkung. Felgengröße 7J x 15, Reifengröße 205/50 VR 15

Abmessungen und Gewichte
Radstand 2570mm, Spur vorn/hinten1421/1429 mm, Außenmaße 4325x1645x1380 mm, Tankinhalt 55 L., Leergewicht 1223 kg

Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit (Drehzahl 6100/min) 234 km/h 

Beschleunigung
0- 60 km/h      3,4 s
0- 80 km/h      4,8 s
0-100 km/h     6,8 s
0-120 km/h     9.1 s
0-140 km/h    12.0 s
0-160 km/h    15.7 s
0-180 km/h     20.4 s
0-200 km/h     27.2 s
400m mit steh. Start     14.6 s
1km mit steh. Start       26.7s

Elastizität
40-100 km/h (IV.Gang)   10.7 s
60-120 km/h (V.Gang)    14.7 s

Innengeräusch
bei 100 km/h    72 dB(A)
bei 130 km/h    75 dB(A)
bei 160 km/h    79 dB(A)
bei 180 km/h    81 dB(A)
bei 200 km/h    83 dB(A)

Kraftstoffverbrauch
Testverbrauch   13,0L/100km/h

Das griffige Indianapolis-Lederlenkrad, das zusammen mit den Recaro-Sitzen die auffälligste Veränderung im Innenraum darstellt, liegt gut in der Hand. Ansonsten unterscheidet sich das Interieur nur durch den bis 260 km/h reichenden, mit der Aufschrift Kelleners K3 versehenden Tachometer von dem Innenraum eines serienmäßigen Dreiers. 

Entgegen den Gepflogenheiten anderer Tuner verkauft das Haus Böhm und Kelleners sein Erstlingswerk nur als komplettes Auto, uns zwar gut ausgestattet. Zum Lieferumfang gehören auch die vom TÜV vorgeschriebenen Spoiler an Front und Heck sowie die nicht sonderlich elegant wirkenden Seitenschweller. Wer Wert auf ein dezentes Äußeres legt, kann den K3 demnächst auch ohne die seitlichen Kunststoffteile bestellen.

Ganz billig ist das Vergnügen natürlich nicht, einen Dreier-BMW mit 3,5 Liter zu fahren. Der Kelleners K3 kostet 59800 DM - eine teure aber sympathische Art der Nachrüstung.

(eingeschickt von Gunnar)