Dreier mit 3,5 Liter-Motor und 218 PS
Ein in der Motorsport bekannter Name vervollständigt seit kurzem
die Gilde der professionellen BMW-Tuner. Helmut Kelleners, dreifacher Tourenwagen-Europameister
auf BMW-Automobilen und Mitinhaber des Autohauses Böhm und Kelleners
in Dinslaken, präsentierte jetzt sein Erstlingswerk: den BMW Kelleners
K3.
Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein 323i, unter dessen Haube
ein Triebwerk mit 218 PS (160 kW) für Vortrieb sorgt. Freilich hat
der aktive Rennfahrer die stolze Mehrleistung von 79 PS nicht mit den klassischen
Methoden des Frisierens erreicht, sondern er hat auf das variantenreiche
Baukastensystem zurückgegriffen, das von BMW selbst noch nicht vollständig
genutzt wird. In Dinslaken verpflanzt man nämlich den 3,5 Liter-Sechszylindermotor
des 735i in die kompakte Limousine.
"Viel Hubraum bringt viel Drehmoment, und da wir den Motor im übrigen
unverändert lassen, bleibt auch die ausgezeichnete Leistungscharakteristik
des Triebwerks erhalten", begründet Helmut Kelleners die Installation
des großen BMW Motors in den kleinen Dreier. Der Effekt dieser Nachrüstung
ist denn in der Tat beeindruckend. Der 3,5 Liter-Motor verhilft dem kleinen
Dreier zu imposanten Fahrleistungen.
Aus dem Stand beschleuningt der 1223 Kilogramm schwere K3 in 6,8 Sekunden
auf 100 km/h, nach nur 27,2 Sekunden standen bereits 200 km/h an. Sehr
beachtlich ist auch die Höchstgeschwindigkeit: Das Kelleners-Auto
lief mit 234 km/h immerhin 32 km/h schneller als der serienmässige
323i. Die relativ lange Gesamtübersetzung und die hervorragende Laufkultur
des Motors ermöglichen auch bei Geschwindigkeit jenseits von 200 km/h
eine nervenschonendes Fahren.
Im übrigen hat der Reihensechszylinder durch den Einbau in die
kleine Karosserie nichts von seiner kultivierten Kraftentfaltung verloren.
So nimmt beispielsweise das mit der serienmässigen Bosch Motronic
bestückte Sechszylinder-Aggregat schon bei etwa 1000 U/min ruckfrei
Gas an, reagiert im gesamten Drehzahlbereich spontan und kräftig auf
Gaspedalbewegungen und bleibt bis zu dem vom Drehzahlbegrenzer festgesetztem
Limit (6300 /min) frei von Vibrationen.
Erfreuliches läßt sich auch über den Kraftstoffverbrauch
berichten. Der potente Dreier genehmigte sich im Verlauf der Testfahrten
durchschnittlich 13 Liter Superbenzin, was in Anbetracht der gebotenen
Fahrleistungen einen günstigen Wert darstellt. Ein normaler 323i verbraucht
nur unwesentlich weniger 12,7 L/100 km.
Verantwortlich für diesen günstigen Wert sind auch das aus
dem 528i stammende Fünfganggetriebe mit Schongangcharakteristik sowie
die mit einer Übersetzung von 3,45:1 relativ lang gewählte Achsübersetzung.
Trotz dieser drehzahlschonenden Auslegung animiert das 3,5 Liter-Aggregat
bei normaler Fahrweise schon früh zum Hochschalten, so daß man
häufihg bereits bei 60 km/h im fünften Gang dahinrollt. Selbst
bei dieser Geschwindigkeit reagiert der BMW auf das Niedertreten des Gaspedals
mit spontanem Tempozuwachs.
Auf der Autobahn erübrigt sich in der Regel ein Wechsel der Fahrstufen
des exakt zu schaltenden Getriebes, denn mit dem fünften Gang
ist man meist gut genug bedient. So gesehen erkauft sich der K3 Fahrer
das Tuning nicht mit lästigen Nebeneffekten wie unbefriedigende Laufkultur
oder eingeschränkter Alltagstauglichkeit.
Das die Freude am Schnellsein auch bei Kelleners nicht ganz ohne Nachteile
erworben wird, dafür sorgt das Fahrwerk. Größere Fahrbahnunebenheiten
stehen kürzeren |
Federwegen gegenüber, was Insassen in Form trockener Stöße
mitgeteilt wird. "Unsere Kunden wünschen ein hartes Fahrwerk" weiß
Kelleners zu berichten. "Im übrigen richten wir uns in diesem Punkt
ganz nach den individuellen Bedürfnissen der Käufer."
Beim Testwagen hatte der Rennprofi Sachs-Gasdruckstoßdämpfer
und progressive Schrauben federn installiert, die Karosserie um vier Zentimeter
tiefergelegt und sieben Zoll breite BBS-Felgen mit 205/50 VR15 Reifen montiert.
Derart gerüstet meistert der K3 Kurven mt sehr hohen Geschwindigkeiten,
ohne spürbar vom Kurs abzuweichen und besticht mit gutem Handling.
Bei weiter verschärftem Tempo stellt sich zunächst maßvolles
Untersteuern ein, im Grenzbereich setzt dann in BMW-typischer Manier Übersteuern
ein.
Dank geänderter Vorderachsgeometrie läuft der K3 gut geradeaus,
und auch die Lenkkräfte liegen auf einem erträglichen Niveau,
obwohl auf den Einbau einer Servolenkung verzichtet wurde. Allerdings vermittelte
die Zahnstangenlenkung nicht den gewünschten Fahrbahnkontakt.
Technische Daten und
Meßwerte
Motor
Wassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor
vorn längs, siebenfach gelagerte Kurbelwelle, oebliegende Nockenwelle
(Kettenantrieb), Ventile über Kipphebel betätigt, elektronische
geregeltes Einspritz- und Zündsystem (Bosch Motronic),
Leistung 160 kW (218 PS)
bei 5200/min,
Hubraum 3430 ccm, Bohrung
x Hub 92.0 x 86.0 mm, Verdichtungsverhältnis 10,0:1, maximales Drehmoment
310 Nm bei 4000 /min.
Kraftübertragung
Hinterachsantrieb, vollsynchronisiertes
Fünfganggetriebe, Einscheiben-Trockenkupplung
Übersetzungen
I.3,72
II.2,02
II. 1,32
IV. 1,00
V. 0,81
R 3,70
Achsantrieb 3,45:1
Karosserie und Fahrwerk
Fünfsitzige Limousine
mit zwei Türen, selbsttragende Karroserie, Vorn Einzelradaufhängung
an Querlenkern, Federbeinen, hinten Einzelradaufhängung an Schräglenkern,
Schraubenfedern, vorn und hinten Stabilisatoren und Gasdruckdämpfer,
hydraulische Zweikreisbremse mit Servounterstützung, vorn und hinten
Scheibenbremsen (votn innenbelüftet), Zahnstangenlenkung. Felgengröße
7J x 15, Reifengröße 205/50 VR 15
Abmessungen und Gewichte
Radstand 2570mm, Spur vorn/hinten1421/1429
mm, Außenmaße 4325x1645x1380 mm, Tankinhalt 55 L., Leergewicht
1223 kg
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit
(Drehzahl 6100/min) 234 km/h
Beschleunigung
0- 60 km/h
3,4 s
0- 80 km/h
4,8 s
0-100 km/h
6,8 s
0-120 km/h
9.1 s
0-140 km/h
12.0 s
0-160 km/h
15.7 s
0-180 km/h
20.4 s
0-200 km/h
27.2 s
400m mit steh. Start
14.6 s
1km mit steh. Start
26.7s
Elastizität
40-100 km/h (IV.Gang)
10.7 s
60-120 km/h (V.Gang)
14.7 s
Innengeräusch
bei 100 km/h
72 dB(A)
bei 130 km/h
75 dB(A)
bei 160 km/h
79 dB(A)
bei 180 km/h
81 dB(A)
bei 200 km/h
83 dB(A)
Kraftstoffverbrauch
Testverbrauch
13,0L/100km/h |
Das griffige Indianapolis-Lederlenkrad, das zusammen mit den Recaro-Sitzen
die auffälligste Veränderung im Innenraum darstellt, liegt gut
in der Hand. Ansonsten unterscheidet sich das Interieur nur durch den bis
260 km/h reichenden, mit der Aufschrift Kelleners K3 versehenden Tachometer
von dem Innenraum eines serienmäßigen Dreiers.
Entgegen den Gepflogenheiten anderer Tuner verkauft das Haus Böhm
und Kelleners sein Erstlingswerk nur als komplettes Auto, uns zwar gut
ausgestattet. Zum Lieferumfang gehören auch die vom TÜV vorgeschriebenen
Spoiler an Front und Heck sowie die nicht sonderlich elegant wirkenden
Seitenschweller. Wer Wert auf ein dezentes Äußeres legt, kann
den K3 demnächst auch ohne die seitlichen Kunststoffteile bestellen.
Ganz billig ist das Vergnügen natürlich nicht, einen Dreier-BMW
mit 3,5 Liter zu fahren. Der Kelleners K3 kostet 59800 DM - eine teure
aber sympathische Art der Nachrüstung. |