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335i Umbau - Tagebuch 28.05.01

Ventilspiel einstellen:

Der Motor sollte ausreichend abgekühlt sein, am besten eine ganze Nacht stehen lassen. Zunächst muß beim 735i der Luftfilterkasten und der Luftmengenmesser demontiert werden. Danach sind die 9 Befestigungsmuttern zu lösen und der Ventildeckel abzunehmen.

Beliebigen Zylinder auf Nocken-Überschneidung bringen:

Mit einer 34er Nuss am Kurbelwellenschwungrad oder durch Autoverschieben (bei eingelegtem 4.Gang) kann man nun die Nockenwelle zu einer langsamen Drehbewegung überreden. Dabei solltet Ihr die Kipphebel jeden Zylinders beobachten und auf denjenigen Zylinder achten, dessen Nocken gerade auf Überschneidung stehen. Die Nocken stehen dann ziemlich symmetrisch nach oben, auf ein paar Millimeter kommt es dabei nicht an. Durch weiteres Verschieben des Autos oder Drehen an der Kurbelwelle läßt sich so jeder Zylinder auf Überschneidung bringen.

Kleine Rechenaufgabe:

Durch eine einfache Rechnung ermitteln wir nun, welcher Zylinder eingestellt werden kann. Das ist nämlich nicht der der überschneidet, sondern der der sich als Ergebnis aus folgender einfachen Rechnung ergibt:

(7)   minus   (überschneidender Zylinder)   =   (einstellbarer Zylinder)

Wenn also der erste Zylinder gerade überschneidet, dann kann man den sechsten Zylinder einstellen. 

Fühlerlehre benutzen:

Zwischen Exzenter am Kipphebel und Ventilschaftspitze wird nun eine Fühlerleere gesteckt und dadurch der Abstand überprüft. Auf dem ersten Foto habe ich den Bereich des Ventilspiels mal vergrößert.

Ventilspiel

Benutzung der Fühlerleere

Das eigentliche Geschick liegt nun, darin ein Gefühl für den Widerstand zu entwickeln, welchen die Fühlerleere beim Durchziehen erzeugt. Läßt sie sich nur schwer einführen und durchziehen, dann ist das Spiel deutlich kleiner als der aufgedruckte Wert. Einigermaßen Gewissheit, ob der Abstand stimmt, bietet folgende Methode:

Vorgegebener Wert beim M30 0,30 mm Ventilspiel

  • eine Fühlerleere mit 0,30 mm einführen
  • Excenterhaltemutter mir 10er Ringschlüssel lockern
  • Excenter mit kleinem Nagel oder Imbus verdrehen, so daß sich der Excenter gegen das Blatt drückt
  • Nun einen ganz kleinen Hauch zurückdrehen, so daß sich das Blatt wieder leicht lockert
  • Excenterhaltemutter festziehen
  • die 0,30 mm Fühlerleere muß sich nun relativ einfach und ohne größere Kraftanstrengung durchziehen läßt
  • danach zur Kontrolle eine Fühlerleere mit 0,35 mm einsetzen
  • sie läßt sich nur mit erhöhtem Kraftaufwand durchziehen
  • Excenter endgültig festschrauben
War die Überprüfung mit dem 0,35 mm Blatt erfolgreich, dann ist das Ventilspiel korrekt auf 0,30 mm eingestellt. Folgende Fehlermöglichkeiten gibt es:

1.Die Fühlerleere mit 0,35 mm läßt sich garnicht mehr einführen und durchziehen - dann sind die 0,30 mm zu straff eingestellt, also nochmal die Prozedur von vorn.

2. Die Fühlerleere mit 0,35 mm läßt sich relativ leicht einführen, erst 0,40 mm geht etwas schwerer - dann war das 0,30 mm Spiel zu locker eingestellt.

Das Hauptgeschick liegt gezielten Verdrehen des Excenters. Hier kann man, wie beschrieben, den Excenter gegen das Blatt drücken und einen kleinen Hauch zurücknehmen. Das geht eigentlich auch für Anfänger recht gut. Weiterhin möglich ist auch, den Excenter von Anfang an nur ganz leicht gegen das Blatt zu drücken, aber wirklich nur ganz leicht, dann ergibt sich eine ähnlicher Anpressdruck. Egal wie ihr das macht, entscheidend ist nur das Ergebnis, also die Kontrolle mit der nächst größeren Fühlerleere, die nur mit etwas Kraftanstrengung passen darf. Damit meine ich nicht rohe Gewalt, denn dann passt jeden Fühlerleere runter, weil das Ventil ja problemlos nach unten ausweichen kann.

Noch ein Tip: Die Excenterhaltemutter sollte nicht zuweit gelockert werden. Bewährt hat sich ein nur teilweises lockern, dann wird der Excenter doch noch etwas zusammen gedrückt und vereinfacht das gezielte Verdrehen. Dann verdreht sich der Excenter auch nicht von alleine, wenn man die Haltemutter wieder festzieht.

Die Werte:

Beim M20 (320i, 323i, 325e, 325i) hat es sich bewährt das Ventilspiel entgegen den BMW Vorgaben (0,25 mm) etwas lockerer einzustellen. d.h. 0,30 mm einlaß- und auslaßseitig. Das bringt einen stabileren Leerlauf (vorallem beim 320i) und etwas spritzigere Fahrleistungen. Das Klickern der Ventile wird dadurch kaum spürbar lauter, die Maßnahme lohnt in jedem Fall.

Beim M30 (528i, 535i, 735i, 635CSi, 530i, 730i) habe ich verschiedene Angaben gefunden. Fast alle Reparaturanleitungen empfehlen 0,30 mm einlaß- und auslaßseitig. In der neuen Reparaturanleitung des 730i/735i/750i steht 0,30 mm einlaß- und 0,35mm auslaßseitig. Daher habe ich bei meinem 735i einlaßseitig lockere 0,30 und auslaßseitig normale 0,35mm eingestellt. Wie Ingo Köth mir berichtete, hat ALPINA bei den M30 Motoren auch einlaßseitig 0,35 mm eingestellt und es hat sich dadurch eine geringe Mehrleistung (auf dem Motorenprüfstand) eingestellt.

Die Wirkungsweise dieser kleinen Verbesserung durch größeres Ventilspiel kann man so erklären: Der Kipphebel trifft das Ventil etwas später aber deutlich abrupter, als wenn der Kipphebel der Nockenform ohne Ruck gefolgt wäre. Dieser schlagartige Ruck in der Ventilbewegung bewirkt ein Mitreißen der Luftsäule und führt dahrer zu einem kleinen Aufladeeffekt.

Wenn Euch das alles zu abenteuerlich vorkommt, kein Problem, ihr müßt das ja nicht ausprobieren. Die gesamte Berliner www.e30.de Gemeinde fährt mit dieser Einstellung rum und kann nur positives berichten. Wenn ihr Euch mit sägendem Leerlauf rumärgert, dann solltet ihr das auf jeden Fall testen. 

Und zum Schluß: zu großes Ventilspiel ist deutlich ungefährlicher, als zu kleines. Der Verschleiß an der Nockenwelle nimmt theoretisch etwas zu. Bei zu kleinem Ventilspiel dichten aber die Ventile nicht mehr richtig ab und die Auslassventile können überhitzen, weil sie nicht mehr satt in den Ventilsitzen aufliegen. Mögliche Folge: Ventilabriß.